Dr. Uta Freiin

Reine Familiensache

Auch in der Praxis ein gutes Team

Ein Praxisübergang in der eigenen Familie. Diesen Fall gibt es häufiger im Verband. Charlotte Schrooten vom DN
hat mit Dr. Uta Freiin von Saß und ihrer Tochter Nora gesprochen, die seit 2019 zusammen mit ihrer Mutter in der
nephrologischen Praxis in Gera arbeitet.

Charlotte Schrooten: Sie haben sich entschieden, in die Fußstapfen Ihrer Mutter zu treten und in die nephrologische Praxis einzusteigen. Seit wann stand dies für Sie fest?

Dr. Nora von Saß: Meine Mama war immer Ärztin und Nephrologin mit Leib und Seele. So bin ich schon früh mit der Nephrologie in Kontakt gekommen. Mein Entschluss, in die Fußstapfen meiner Mutter zu treten, ist über die Zeit gewachsen und so verstärke ich seit einem Jahr das Team in der Praxis. Ich empfinde es als sehr bereichernd, in einem familiären Team zu arbeiten und voneinander lernen zu können.

Charlotte Schrooten: War für Sie schon immer klar, dass Sie Nephrologin werden möchten? Auch schon als kleines
Mädchen?

Dr. Nora von Saß: Auch dieser Entschluss ist über die Zeit gewachsen. Ich habe immer schon gerne mit Menschen gearbeitet und könnte mir eine Arbeit in einem Büro nicht vorstellen. Ursprünglich wollte ich allerdings eigentlich Polizistin werden. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich als Ärztin noch intensiver mit Menschen arbeiten kann.

Charlotte Schrooten: Was hat Sie dazu bewogen, in der Praxis Ihrer Mutter zu arbeiten?

Dr. Nora von Saß: Ich habe zuvor an zwei verschiedenen Krankenhäusern, sowohl einem Haus der Regel- und Maximalversorgung gearbeitet und so verschiedene Facetten der ärztlichen Arbeit kennengelernt. Das Arbeiten in der Praxis ist mehr durch die enge Zusammenarbeit in einem familiären Team geprägt. Darüber hinaus gibt es mir die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten wirklich über längere Zeit zu begleiten und zu behandeln. Dies ist besonders ausgeprägt in einer nephrologischen Praxis, in der wir unsere Patientinnen und Patienten lange, teilweise über Jahrzehnte, kennen. Dies stellt für mich die Essenz der ärztlichen Arbeit dar.

Charlotte Schrooten: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Ihrer Mutter in der Praxis?

Dr. Nora von Saß: Aktuell befinde ich mich im zweiten ambulanten Weiterbildungsjahr zum Nephrologen und mein Ausbilder ist Dr. Jörg Maiwald, Nephrologe in der Praxis in Gera. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem gesamten Praxisteam, natürlich auch mit meiner Mutter. Ich wurde noch nie so gut eingearbeitet und ausgebildet. Das gesamte Team hat einen riesigen Erfahrungsschatz und ein unglaubliches Wissen auf dem Gebiet der Nephrologie. Andererseits ist das gesamte Team auch offen für Neuerungen, Wissen und Erfahrungen, die ich aus meinen vorhergehenden Stellen mitgebracht habe.

Charlotte Schrooten: Wann wurde die Praxis gegründet und wann sind Sie eingestiegen?

Dr. Nora von Saß: Die Praxis wurde 1991 in Gera gegründet und über die Jahre zu einem überregionalen Zentrum ausgebaut. Neben Gera sind weitere Standorte hinzugekommen.

Charlotte Schrooten: Wie ist aktuell die Situation in der Praxis?

Dr. Nora von Saß: Im Vordergrund steht für mich die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten nach dem aktuellsten Stand der Medizin und aktuellen Leitlinien. Daneben ist mir die menschliche Komponente extrem wichtig und die Möglichkeit, Patienten – auch über lange Zeiträume – zu begleiten und für sie da zu sein. Insgesamt arbeiten in unseren Zentren sieben Ärzte. Die aktuelle COVID-Situation stellt uns vor neue Herausforderungen, auf die wir jeden Tag flexibel reagieren müssen.

Charlotte Schrooten: Welche wissenschaftlichen Pläne haben Sie für die Zukunft?

Prof. Dr. Elke Schäffner: Ach, ich fürchte zu viele! (lacht) Ein Thema, das mir am Herzen liegt, ist die bestmögliche Versorgung hochbetagter Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung, ein echtes Versorgungsforschungsthema.
Hier brauchen wir auch – wie in vielen Bereichen der Medizin – eine bessere Kommunikation zwischen Patienten und
Versorgern bzw. Angehörigen.

Zweitens möchte ich mich gesundheitspolitisch weiter engagieren im Hinblick auf die Etablierung eines Dialyseregisters und eine Verknüpfung mit dem seit Juli 2021 bestehenden Transplantationsregister. Des Weiteren benötigen wir eine verbesserte Labordiagnostik. Nach jahrzehntelanger Konzentration auf den Biomarker Kreatinin müssen wir es schaffen, dass Cystatin C preisgünstiger wird. Außerdem brauchen wir international standardisierte Protokolle und Infrastrukturaufbau für gemessene GFR. Und schließlich haben wir zehn Jahre lang Daten gesammelt im Rahmen der BIS. Diese müssen ausgewertet und Manuskripte dazu geschrieben werden. Das wird vielleicht nicht alles zu 100% zu schaffen sein, aber wenn auch nur die Hälfte davon umzusetzen ist, bin ich glücklich.

Charlotte Schrooten: Können Sie sich vorstellen, die Praxisanteile Ihrer Mutter zu übernehmen, wenn diese in Rente geht?

Dr. Nora von Saß: Auf jeden Fall, das ist mein Plan!

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