Giebing

Nachwuchs – auch im Vorstand

Ein Interview mit Dr. Günter Giebing über die Förderung von jungen Ärzten

Dr. Günter Giebing ist seit 2018 Mitglied im Vorstand des DN e.V. Nach seinem Eintritt 2012 in das Nephrologische Zentrum Nordhessen (BAG), zunächst als angestellter Arzt, ist er dort seit 2014 Gesellschafter. Über eine Beratung
durch DIALAID im Zusammenhang mit der Niederlassung im Jahr 2011 knüpfte er Kontakt zu Herrn RA Kranzbühler als Geschäftsführer der DIALAID GmbH und Justiziar des DN e. V. „Hierbei habe ich ihn wie auch den gesamten Berufsverband in unterstützender Funktion für ein Niederlassungsvorhaben sehr schätzen gelernt,“ erinnert sich Herr Dr. Giebing im Gespräch mit Frau Großmann.

Seit zwei Jahren engagiert sich Dr. Giebing nun schon im Vorstand des DN e.V., sein Herzensthema ist die Nachwuchsförderung – ist auch er das jüngste Mitglied im Vorstand. „Ich mag es, junge Kollegen auch weiter für das Fach zu begeistern und sie für die Niederlassung zu motivieren. Das bedeutet für mich aber auch, sich in die langjährig erfolgreiche Tätigkeit des Verbandes einzuarbeiten, um die vielen Mitglieder bei den Herausforderungen der Zukunft berufspolitisch bestmöglich vertreten zu können,“ berichtet er weiter. Lesen Sie hier im Interview mit Anne Großmann, was ihn noch bewegt und welche Tipps er für angehende Nephrologen hat.

Anne Großmann: Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Argumente dafür, Nephrologe zu werden?

Dr. Günter Giebing: Die Nephrologie ist in der Subspezialisierung der Inneren Medizin ein komplexes und sehr facettenreiches Fachgebiet, das vielfältige berufliche Möglichkeiten eröffnet. Unsere Patienten/-innen sind in der Regel umfassend erkrankt, daher werden Ärzte/-innen, die an einer interdisziplinären Tätigkeit interessiert sind, in der Nephrologie ihre Bestimmung finden. Unsere Nieren sind wahre Multitalente: Sie entgiften unseren Körper, regulieren
gleichzeitig unseren Blutdruck, unseren Flüssigkeitshaushalt sowie das Säure-Basen-Gleichgewicht und den Salzgehalt
in unserem Körper. Daher umfasst die Behandlung der Patienten/-innen viele andere Fachgebiete: Hypertensiologie, Diabetologie, Kardiologie, Endokrinologie, Lipidologie, Angiologie, Neurologie und Immunologie/Rheumatologie.
Darüber hinaus gibt es enge Schnittstellen mit der internistischen Intensivmedizin, mit der Urologie sowie mit der

Anne Großmann: Welche Soft Skills benötigt man Ihrer Meinung nach, um ein guter Nephrologe zu werden?

Dr. Günter Giebing: Erkrankungen der Nieren sind häufig sehr schwerwiegend und bedeuten beträchtliche, meist
lebenslange Einschränkungen für die Betroffenen. Für die Gespräche und die Abstimmungen der weiteren Behandlung mit den Patienten/-innen sind Empathie, Einfühlungsvermögen und gute Kommunikation sehr wichtig. In den nephrologischen Abteilungen und den niedergelassenen Zentren arbeiten Ärzte/-innen Hand in Hand mit dem Pflegepersonal, daher ist Teamfähigkeit sehr wichtig. Das gilt auch für die gute Zusammenarbeit mit den vielen Kollegen
anderer Fachdisziplinen. Es sollte eine gewisse Neugierde für andere Fachgebiete vorhanden sein, da Nephrologen/-innen in ihrer Berufslaufbahn die unterschiedlichsten Krankheitsbilder behandeln.

Anne Großmann: Für den Medizinernachwuchs spielt auch die Work-Life-Balance eine Rolle. Wie sehen Sie diese in Ihrem Bereich im Vergleich zu anderen Fachgebieten? Sind Teilzeitmodelle beispielsweise für Ärzte/-innen in Elternzeit populär?

Dr. Günter Giebing: Wie bereits erwähnt, findet die flächendeckende Versorgung zu 90 % in nephrologischen Zentren
statt. Diese Versorgungsform begünstigt verschiedene Teilzeit-Modelle und die bessere Umsetzung einer gelebten Work-Life-Balance. Besonders die Karriereoption Niederlassung bietet flexible Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich der Arbeitszeit und den verschiedenen Beteiligungsmodellen, z.B. durch Teilung des Vertragsarztsitzes, Einbindung von Entlastungsassistenten insbesondere bei Elternzeit und Jobsharing-Modellen. Um passgenaue Modelle für die individuellen Anforderungen einstiegsinteressierter Ärzte/-innen auf dem Weg in die Niederlassung zu entwickeln, wurde von unserem Berufsverband das Tochterunternehmen DIALAID gegründet. DIALAID agiert als zentraler Ansprechpartner für Praxisübergänge und Praxisentwicklung im Fachgebiet der Nephrologie und begleitet persönlich und ganzheitlich mit einem Netzwerk aus erfahrenen Experten.

Anne Großmann: Wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, sich selbstständig zu machen, eine Praxis zu gründen oder
zu übernehmen, und was sind ggfs. die größten Hürden dabei?

Dr. Günter Giebing: Für Ärzte/-innen, die gestalten und selbstbestimmt arbeiten möchten und die es reizt, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, ist die freiberufliche Tätigkeit in eigener Niederlassung eine sehr attraktive und erfüllende Karriereoption. Durch die Bedarfsplanung in der fachärztlichen Versorgung gibt es regelmäßig Zulassungsbeschränkungen für Neugründungen, so dass meist der Einstieg in eine bestehende Praxis der Weg in die Selbstständigkeit ist. Dieser hat dank des vorhandenen Patientenstammes, eines eingespielten Praxisteams und funktionierender Abläufe eine hohe Planungssicherheit. Im Bereich der Nephrologie haben wir zudem noch die Besonderheit, dass die meisten Praxen in Form einer Berufsausübungsgemeinschaft – kurz: BAG – geführt werden, sprich: Die Praxen werden gemeinschaftlich von mindestens zwei Praxispartnern geführt. Der Einstieg mit vorangehender Kennenlernphase – in Form einer angestellten Tätigkeit – ist hierbei der übliche Weg, aber auch Direkteinstiege als Partner sind möglich. Die potenziellen Hürden bei einem Praxiseinstieg werden seitens der Ärzte/-innen sehr divergent vor bzw. nach dem Einstieg wahrgenommen. So werden betriebswirtschaftliche Anforderungen sowie der Einstiegspreis vor der Niederlassung als Hürden betrachtet. Nach dem erfolgreichen Einstieg relativiert sich das Bild: Beide Faktoren werden nach dem Einstiegsprozess als gut kalkulierbar angesehen. Eine gute Vorbereitung und eine intensive Kommunikation mit dem/der Inhaber/Inhaberin sind auf dem Weg in die Niederlassung von zentraler Bedeutung. Hier unterstützt und berät unser Berufsverband mit seiner Tochtergesellschaft DIALAID sowohl den Einstiegsinteressierten als auch die Praxisinhaber bei allen steuerlichen, juristischen und wirtschaftlichen Planungsschritten. Zahlreiche Praxisinhaber/-innen suchen aktuell Nachfolger, auch hier unterstützt unser Berufsverband mit seinem Stellenmarkt für Nephrologen/-innen, um passende Einstiegsoptionen zu vermitteln.

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